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Landstraße bei Sonnenuntergang© Depositphotos.com/Hackman

Frankreich drückt auf die Bremse: Nur noch 80km/h auf Landstraßen

Frankreich dreht am Tempolimit: Ab 1. Juli 2018 darf auf den dortigen Landstraßen nur noch mit 80km/h gefahren werden. Über Sinn und Unsinn lässt sich streiten – über die Begründung ebenfalls.

Steigende Unfallquote als Begründung

Viele Franzosen staunten nicht schlecht, als Premierminister Edouard Philippe Anfang der Woche verkündete, dass das Tempolimit auf französischen Landstraßen von 90km/h auf 80 km/h gesenkt werden wird – so wurde die Diskussion darum nun schon wochenlang geführt, in Hoffnung darauf, dass diese Entscheidung doch wohl sehr strittig sei und zu kritischen Hinterfragungen führen werde. Trotzdem: Ab dem 1. Juli 2018 darf auf besagten Straßen nur noch 80 km/h gefahren werden. Der Grund? Steigende Anzahl der tödlichen Verkehrsunfälle – und das drei Jahre in Folge, zuletzt mit 3500 im Jahr 2016.

Zwischen Diskussion und Sicherheit

Die Meinungen gehen hier sehr stark auseinander, mehrheitlich bekommt der Premierminister allerdings Gegenwind – 59% der Franzosen lehnen laut Meinungsforschern und Umfragen das neue Tempolimit ab. So gibt es laut Pierre Chasseray – Mitglied der Organisation „40 Millionen Autofahrer“ – häufig andere Gründe für diverse Unfälle. Wenn beispielsweise Alkoholkonsum der eigentliche Grund sei, bringe ein Tempolimit auch nicht viel, so Chasseray.

Oft zu hören ist ebenfalls, dass es in anderen Ländern auch mit höheren Geschwindigkeiten funktionieren würde – so beträgt beispielsweise das Tempolimit auf Landstraßen in Deutschland 100 km/h, zumal die Bundesrepublik trotzdem einen Negativrekord in Sachen Autounfälle verzeichnen konnte.

Auch werden Stimmen laut, welche finanzielle Gründe hinter dem Tempolimit vermuten. So könnten durch Blitzer nun mehr Geld eingenommen werden, da die gesenkte Geschwindigkeitstoleranz erst mit der Zeit in der Gesellschaft etablieren wird.

Premierminister gibt Entwarnung

Eduoard Philippe warnt allerdings vor überhitzten Diskussionen: Zusätzliche Einnahmen sollen in die Unfallprävention gesteckt werden, das Tempolimit sei ein erster Schritt um für mehr Sicherheit zu sorgen.

Ebenso sind weitere Schritte der französischen Regierung geplant, um Unfallursachen nachzugehen und das Verkehrsverhalten in Frankreich genauestens zu beobachten.

Weitere Maßnahmen geplant

Das Tempolimit ist dabei allerdings nur eine von vielen Maßnahmen, die Frankreich einführen will: Ein wichtiger Punkt ist beispielsweise die Nutzung von Smartphones am Steuer, was härter bestraft werden soll und in Zukunft auch zum Führerscheinverlust führen kann. Ebenfalls wird heiß diskutiert, ob sich Alkoholsünder zukünftig einem Promilletest unterziehen müssen, bevor diese das Auto starten können. Auch die Missachtung von Zebrastreifen wird deutlich teurer.

Es bleibt abzuwarten wie sich die Verkehrslage in Frankreich entwickeln wird und ob die neuen Maßnahmen wirklich zur Verbesserung der Unfalllage führen. Bevor allerdings das nächste Tempolimit gesetzt wird, sollte das Fahrverhalten der Franzosen genauer analysiert werden. Als prophylaktische Maßnahme gehen die 80km/h vielleicht erstmal in Ordnung, ob diese Entscheidung allerdings Zukunft hat bleibt fraglich.

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