Als Merksatz gilt: Von O bis O, bedeutet: Ostern bis Oktober – oder eben von Oktober bis Ostern. Zur jeweiligen Zeit sollte man dann die Reifen wechseln. An Ostern auf Sommerreifen, im Oktober entsprechend auf die Winterreifen. Das muss nicht immer bei der Werkstatt oder dem Reifenhändler sein – mit entsprechendem Werkzeug und ein bisschen Übung, geht das auch in der hauseigenen Garage.
Warum müssen Reifen gewechselt werden?
Das liegt an den unterschiedlichen Temperaturen und Straßenbegebenheiten, die im Winter und Sommer gegeben sind. Sommerreifen haben eine härtere Gummimischung, so dass diese den höheren Temperaturen in den wärmeren Monaten standhalten können und dabei eine ordnungsgemäße Bremsung möglich ist. Winterreifen hingegen sind weicher und verlängern bei hohen Temperaturen den Bremsweg, weswegen ein Wechsel Pflicht ist! Auch das Profil und die Profiltiefe ist anders gestaltet – Winterreifen verfügen über mehrere Lamellen, mit denen die Räder auf einer Schnee- oder Eisfläche einen besseren Grip aufweisen können. Sommerreifen hingegen sind mehr auf trockene Straßen und starke Regenschauer ausgelegt. Das Profil ist hier so gestaltet, dass Wasser schnell verdrängt werden kann und somit die Aquaplaning-Gefahr bei starken Sommergewittern deutlich reduziert wird.
Zwar mögen die Sommer- und Winterreifen für einen Laien nahezu gleich aussehen, dennoch sind diese für unterschiedliche Begebenheiten ausgelegt, um das Fahrzeug in jeder Situation unter Kontrolle halten zu können. Umso wichtiger ist es, Wert auf einen ordnungsgemäßen Wechsel zu legen.
Das wird benötigt:
- Wagenheber
- Drehmomentschlüssel
- Radkreuz oder Radschlüssel – evtl. mit Verlängerung
- Geeignete Reifen mit richtiger Profiltiefe
- Arbeitshandschuhe, evtl. Arbeitskleidung
- ca. 30-60 Minuten Zeit
Reifen selber wechseln – Eine Schritt-für-Schritt Anleitung
→ Schritt 1: Sicherer Stand
Stellen Sie Ihr Fahrzeug auf einer flachen Ebene ab, ziehen Sie die Handbremse an und legen Sie einen Gang ein. Fahrzeuge mit Automatikgetriebe müssen auf die P-Stellung geschaltet werden. Bei einem Radwechsel ist es äußerst wichtig, das Fahrzeug gegen wegrollen zu schützen.
→ Schritt 2: Radschrauben lösen
Wenn die Radschrauben nicht direkt sichtbar sind, müssen eventuell erst die Radkappen gelöst werden. Das geht oftmals von Hand (einfaches Ziehen reicht oft aus), falls nicht, empfiehlt sich die vorsichtige Demontage mit einem Schraubenzieher oder einem spitzen Werkzeug mit ähnlicher Hebelwirkung.
Die freiliegenden Radschrauben können anschließend mit einem Radkreuz gegen den Uhrzeigersinn gelöst werden. Hierbei sollte in einem sternförmigen Muster bzw. kreuzweise vorgegangen werden, also so, dass nie die direkte Radschraube gelöst wird.
Die Radschrauben sollten hierbei noch nicht ganz entfernt, sondern erst einmal locker aufgedreht werden.
→ Schritt 3: Hartnäckige Radschrauben
Sollten die Radschrauben zu stark angedreht worden sein und sich nicht mit einem einfachen Ruck lösen lassen, empfiehlt sich eine Hebelverlängerung, die am Radkreuz oder am Radschlüssel angebracht wird.
Anschließend kann entweder mit dem Fuß oder mit einem Gummihammer nachgeholfen werden. Dabei sollte aber verständlicherweise sehr vorsichtig vorgegangen werden. Auch kann Kriechöl, bzw. Schmiermittel verwendet werden. Stark rostige oder beschädigte Radschrauben sollten gegebenenfalls erneuert werden.
→ Schritt 4: Den Wagen anheben und Reifen entfernen
Sind die Radschrauben leicht gelöst, wird das Fahrzeug angehoben – und zwar so, dass die Reifen ca. handbreit über dem Boden schweben. Die Schrauben können dann ganz gelöst werden und der jeweilige Reifen dann entfernt werden.
→ Schritt 5: Neue Reifen anbringen
Die neuen Räder müssen anschließend angebracht werden – Die Radschrauben ebenfalls wieder kreuzweise, bzw. im sternförmigen Muster.
Zuerst auch jede Radschraube wieder leicht anziehen, dann mittels Wagenheber das Fahrzeug wieder absenken. Erst danach sollten die Schrauben mit entsprechendem Kraftaufwand komplett angezogen werden.
Dazu sollte am besten ein Drehmomentschlüssel verwendet werden. Mit diesem kann die Kraft nahezu genau eingestellt werden, außerdem lassen sich so Schäden an Schraube und Gewinde durch einen zu hohen Kraftaufwand vermeiden.
Das richtige Drehmoment liegt hier je nach Modell bei ca. 110 – 120 Nm, der jeweilige Hersteller des Fahrzeuges hat diese Angaben aber noch mal genauestens im Bordhandbuch vermerkt.
→ Schritt 6: Reifendruck, Probefahren und Nachkontrolle
Nach erfolgreicher Montage sollten Sie unbedingt den Reifendruck jedes Rades kontrollieren. Dieser ist auch wieder je nach Reifen und Fahrzeugmodell unterschiedlich auch. Auch hierzu sollten vom Reifen- oder Fahrzeughersteller Angaben im Handbuch gemacht worden sein.
Alternativ finden sich auch viele hilfreiche Reifendrucktabellen im Netz.
Ein falscher Reifendruck wirkt sich negativ auf die Fahrweise, Bremsweg, allgemeine Sicherheit, Bodenhaftung und auf den Spritverbrauch aus! Falls Sie einen Reservereifen an Bord haben, sollte auch dieser ebenfalls regelmäßig auf den richtigen Druck überprüft werden.
Fahren Sie optional ein paar Kilometer Probe, und achten Sie sowohl auf allgemeines Fahrverhalten als auch auf Störgeräusche. Falls Probleme auftreten, suchen Sie sicherheitshalber direkt eine Werkstatt auf!
Nach 50-100 Kilometern sollten die Radschrauben sicherheitshalber nachgezogen werden. Bedeutet: Nochmals kontrollieren und ggfs. nachjustieren, ob die Schrauben immer noch mit der gleichen Kraft befestigt und angezogen sind, wie bei der Montage. Nicht zu fest anziehen!
Weitere hilfreiche Infos, Tipps & Tricks!
- Wichtig ist die Laufrichtung des jeweiligen Reifens, an einem kleinen Pfeil auf der Seite des Rades lässt sich diese erkennen. Bei der Montage des Reifens also darauf achten, dass dieser immer zur Front des Fahrzeuges zeigt.
- Reifen, die beim letzten Wechsel vorne verwendet wurden, sollten jetzt hinten verwendet werden – und andersrum. Das sorgt für eine gleich abgenutzte Lauffläche. Merken Sie sich auch die bisherige Position des alten Reifen und kennzeichnen Sie diese auf dem Reifen mit weißer Kreide. Hier werden beispielsweise die Kürzel „VL“ für vorne links, „HR“ für hinten rechts, usw. verwendet.
- Bei einer Reifenpanne während der Fahrt muss die Pannen- bzw. Unfallstelle zwingend abgesichert werden! Benutzen Sie das Warndreieck und ziehen Sie sich bei einem Reifenwechsel oder einer Reparatur auf einer Straße immer eine Warnweste an!
- Abmontierte Reifen sollten zwecks vorzeitigem Verschleiß und richtigem Reifendruck immer ordnungsgemäß gelagert werden. Der Ort sollte sicher, trocken und eher kühl sein. Starke Temperaturunterschiede oder direkte Sonneneinstrahlung müssen zwingend vermieden werden! Für die Lagerung eignen sich spezielle Wandhalterungen, Felgenständer oder Regale. Häufig wird empfohlen, den Reifendruck vor dem Lagern um ca. 0,5bar zu erhöhen, da sich dieser während der Lagerzeit automatisch senkt. Es gibt übrigens auch einige Werkstätten und Reifenhändler, die eine eigene Lagerung anbieten.
- Sollten Sie sich doch etwas Arbeit ersparen wollen, bieten Werkstätten einen Wechsel meist zwischen 20 und 100 Euro an. Auch haben Sie hier oftmals die Option, ihre Reifen gegen Aufpreis wuchten oder lagern zu lassen.
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